Warum das Erzgebirge?

Menschen, die im Gebirge leben, sind es gewohnt, oft den Kopf zu heben: zu den Gipfeln, zum Himmel. Dort oben passiert so viel … Was uns überragt, zwingt uns, den Blick zu heben. Und genau das achten und respektieren wir. Diese Menschen senken auch oft den Blick, schauen unter ihre Füße, sie suchen sicheren Tritt und den Boden unter ihren Füßen. Und sie finden in der Erde Schätze. Dadurch erleben die Menschen aus dem Gebirge viel mehr das Umfeld, in dem sie leben. Sie sind näher am Himmel, an Gott, aber auch an den wilden Elementen. Das Wetter und die Natur erfahren hier höchste Prominenz – alle reden davon. Deshalb sind Menschen aus den Niederungen im Gebirge so begeistert und kehren immer wieder dorthin zurück.

Warum
das Erzgebirge?

Das Erzgebirge ist voller Orte, die Ihre Seele ergreifen. Und Sie wissen eigentlich gar nicht warum. Eine Gegend, wie so viel erlebt hat wie das Erzgebirge, hat etwas zu erzählen. Vielleicht sehen und hören Sie das Echo längst vergangener Geschichte nicht, aber Sie werden es ganz sicher spüren. Sie stellen sich vor, was alles hier passiert ist, Sie suchen, wo in der Landschaft die Grenze zwischen Natur und Kultur liegt. Und Sie können sie nicht finden. Wo endet der Wald und wo beginnt ein kleines Dorf? Überraschungen finden Sie hier auf Schritt und Tritt. Die hiesige Landschaft ist ein Gemeinschaftswert von Mensch und Natur – deshalb ist sie so einzigartig. Eine Weile hat der Mensch gebaut und wieder eingerissen, dann übernahm die Natur die Zügel. Immer wieder, immer im Kreis. Die Zivilisation der Sudeten wurde wieder vom Grenzforst verschlungen. Man kann nicht seinen Schritt beschleunigen und nur so gehen, man bleibt immer wieder stehen und wundert sich. Sie fertigen Abdrücke Ihrer Spuren. Es ist ein Festmahl für Ihre Fantasie.

Als die Welt geschaffen wurde und die Menschen sie besiedelten, denke ich, dass das Erzgebirge ein ideales Terrain für die Menschen war. Schöne, unregelmäßige Hügel, Täler und Ebenen. Windstille Orte und windige Anhöhen. Unauffällige, aber tiefe kleine Täler und Schluchten, aus denen am Ende des Sommers Nebelschwaden aufsteigen. So viele raffinierte Orte zum Leben. Und man hat dies genutzt, schauen Sie sich doch nur um! Die Entfernung hinunter zu den Flüssen, Feldern und Städten ist gerade richtig. Ein hübscher Tagesmarsch – hin und zurück. Die Höhe über dem Meeresspiegel gerade so, dass man die Plejade an Wolken hübsch aus der Nähe anschauen kann, wenn sie dickbauchig und müde nach einem langen Anstieg über den Kamm wallen. Diese Himmelswanderer, diese Wolkenkonvois, die Wasser bringen, schwimmen fast über den Köpfen dahin. Der Mensch ist hier über die normale Eile der Zivilisation in den Tälern und Ebenen erhaben. Er hat eine gewisse Draufsicht, einen Überblick, er konzentriert sich nur darauf, was in seinem nächsten Tal los ist. Er sieht, was gerade in der Natur passiert, und kann mit ihm Nahestehenden darüber reden.

Ein Mittelgebirge wie das Erzgebirge ist meiner Meinung nach eine ideale Lebensstufe für einen Dialog zwischen Mensch und Natur. Wenn Sie sich auf der Seite der Region Karlovy Varg, Ústí nad Labem und der sächsischen Seite des Gebirges umschauen, dann spüren Sie, wie die Menschen hier diese Nähe von Mensch und Natur wahrnehmen können. Wie sie sich den hiesigen Bedingungen anpassen und diese unabänderlich den Charakter eines jeden von ihnen verändern. Es ist schön zu beobachten, wie ihnen jeder Tag Freude in ihr Leben bringt, wie viele von ihnen ihre Freizeit außerhalb ihrer Wohnung verbringen und ihre Heimat ergründen. In den Städten sind vielleicht Gespräche über das Wetter ein Ausdruck dafür, dass es einem an anderen Themen mangelt, aber hier im Gebirge? Das sind Oden an die Vollkommenheit der Welt, das Leben an sich! Es sind untrügliche Zeichen der Leben zu einem Ort, ohne den jemand nicht lange sein kann. So scheinen mir diese schönen Berge, wenn ich die Augen schließe – als ideales, verständliches Terrain für die menschliche Fantasie. Ja, an das Leben in einem solchen Umfeld waren wir durch die Natur angepasst, und irgendwie wissen und spüren wir das innerlich.

Die Realität ist aber manchmal viel sparsamer in ihrem Wortschatz und wiederholt ständig nur ein paar nackte Sätze. Besorge dir genug Holz im Voraus, es wird kalt. Lerne, mit wenig Geld auszukommen, suche deine Freude woanders. Freue dich darüber, was du in den Wäldern zu essen findest – nutze es! Baue auf feste Bande und Freundschaften. Pass auf bei Angeboten von fremden Menschen, die dich anlächeln. Gehe sparsam mit allem um, was du hast und ehre die Arbeit. Pass auf bei leicht verdientem Geld! Pass auf, wohin du trittst. Überschätze dich nicht. Habe Achtung vor dem Winter und wilder Witterung. Riskiere nichts.

Will man das Erzgebirge recht verstehen, muss man seine drei Gesichter zeigen: das der Region Karlsbad, das der Region Ústí nad Labem und das sächsische. Obwohl es aus einem Kamm und vor allem aus einer Geschichte besteht, die fließend ansteigen und wieder absinken, findet ein sensibler Besucher eine Reihe von Unterschieden. Ich versuche, diese Unterschiede für Sie ein bisschen zu personifizieren.

Ja, ideal wäre unser Gebirge, wenn es dort etwas wärmer und anheimelnder wäre. Dann aber wäre es nicht mehr so, wie wir es kennen. Dieses Gebirge ist einfach krušný, also bitter, mühselig. Und in ein solches Gebirge gehört auch ein Gebirgswanderer. Ein Erzgebirgswanderer. Jemand, der das hiesige Kolorit kennt, ein Ratgeber, der ihnen erklärt, wie sie das Gebirge, vor allem aber seine Bewohner, verstehen können. Es wäre ein Fehler, sich in die Landschaft zu verlieben und ihre Verwalter zu ignorieren, die sie so schön und überwältigend gemacht haben. Nicht nur wir beeinflussen die Landschaft, sondern vor allem sie uns. Der Charakter, den das hiesige Gebirge und die Witterung in den Menschen wachrüttelt, ist eine Erzgebirgsweisheit, mit der Sie der Wanderer ebenfalls bekanntmacht. Das Erzgebirge ist durch sein bescheidenes Äußeres zu Ausflügen vorbestimmt. Der gebeugte Rücken des uralten Gebirges ermöglicht gemütliche Ausflüge zu Fuß oder mit dem Fahrrad, unendliche Erlebnisse auf Langlaufski und steile Skiabfahrten. Wollen Sie aber vor allem in der Landschaft lesen, so wie Sie nachts eine Lampe anmachen, dann gehen Sie spazieren. Mit offenen Sinnen, einem nahen Ziel und viel Zeit zum Überlegen, was Ihnen der Weg sagt und zeigt. Was er für Sie spiegelt. Lassen Sie sich von Ihrem Instinkt leiten und haben Sie keine Angst, den Weg abzukürzen. Ein wenig begangener Weg ist anstrengender, aber bahnbrechender. Und vor allem ist alles, was Sie unterwegs finden, nur für Sie bestimmt. Im Erzgebirge gibt es einen Ort, der ringsum von Hügeln mit herrlichen Aussichten umgeben ist, die nur einen Tagesmarsch weit voneinander entfernt sind. Diese Gipfel schaffen einen sagenhaften Ring um eine kleine, in den Bergen verborgene Stadt. Und an diesem Ort befinden Sie sich gerade jetzt. Und gerade hier hat sich auch der Erzgebirgswanderer niedergelassen.