
Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle: Ich bin Karlsbadine, eine große Brünette, und meine Schwester und ich streiten darüber, wer größer ist. Ich mag die Gesellschaft guter Freunde, aber ich gehe auch gern durch schattigen Wald spazieren. Gegenüber Fremden bin ich etwas vorsichtig, man weiß nie, warum diese gerade um einen herumschwänzeln. Ich bin oft allein, Einsamkeit und Stille kommen mir entgegen. Am liebsten laufe ich durch unseren schönen gesunden Wald und sammle Früchte und Pilze. Gegenüber meiner jüngeren Schwester bin ich etwas blass. Wahrscheinlich kommt das daher, weil ich unsere Familientraditionen achte und zu Hause öfter über Büchern, dem Stand und der Nähmaschine sitze und nicht immer draußen herumrenne.
Das Erzgebirge in der Region Karlovy Vary besteht mehr aus hoch aufgeschossenen Fichtenwäldern. Hier findet man tiefe schattige Täler und Hochwald mit zugewucherten Felsen ohne Aussicht. Die Orte sind mehr vom Wald eingeschlossen, ohne visuellen Kontakt mit dem Gebirgsvorland. Hier wohnen mehr Menschen, und zwar nicht nur ursprünglich deutscher Nationalität. Hier findet man mehr Gemeinden und dort lebende Menschen. Man findet dort mehr Traditionsvereine. Dieser Teil des Gebirges ist insgesamt etwas höher als der benachbarte Teil der Region Ústí nad Labem. Dies zeigt sich am meisten im Winter, wenn sich dieser Teil in der Wintersonne sonnt, während das Erzgebirge im Teil der Region Ústí nad Labem in einem zauberhaften Nebel liegt und langsam darin zerfließt.

Hallo, ich bin Ustine. Im Unterschied zu meiner Schwester bin ich eine Verfechterin von Freiheit, Sonne und nicht enden wollenden Lustbarkeiten auf den Wiesen. Zu Hause trefft ihr mich nicht sonderlich oft an. Ich verbringe meine Abende am liebsten auf einem unserer vielen Felsen, von denen aus man die gesamte weite Welt sehen kann, vom Aufgang der Sonne im Osten bis zu ihrem Untergang in den Wolken im Westen. Ich mache mich gern hübsch und sehe jeden Tag anders aus. Ihr müsst mich zu jeder Jahreszeit unbedingt sehen, sonst erdrückt euch die Sehnsucht. Ich lebe für das Heute und das Morgen, mit der Vergangenheit beschäftige ich mich nicht so sehr. Am häufigsten anzutreffen bin ich auf einer Wiese mit Wiesenblumen, die ich so liebe. Wenn ihr nett zu mir seid, dann koche ich euch aus ihnen einen Tee oder bereite eine Salbe gegen alle möglichen Gebrechen zu.
Das Erzgebirge in der Region Ústí nad Labem ist zwar insgesamt niedriger, doch befindet sich da der höchste Berg, der Keilberg, mit einer Höhe von 1244 Metern, obwohl sein Gipfel auf dem Gebiet der Region Karlovy Vary liegt. Von ihm Richtung Nordosten finden Sie zahlreiche entwaldete Hügel mit Felsen und herrlichen Aussichten. Einer ist schöner als der andere: Wirbelstein (Meluzína), Großer Spitzberg (Velký Špičák), Hassberg (Jelení hora), Kupferhübel (Mědník), Bärenstein (Medvědí skála), Wieselstein (Loučná), Bornhauberg (Pramenáč). Die hiesige Landschaft besteht aus zahlreichen Gebirgswiesen. Hier können Sie auch einen Blick von der Kante des Kamms hinunter ins Erzgebirgsvorland genießen. Nichts wird Sie an der Aussicht hindern. Schwindlig werden kann Ihnen bei einem Blick ins Erzgebirgsvorland von Göhren (Klíny), Langewiese (Dlouhá Louka) oder Oberhals (Horní Halže) aus. Hier ist der Waldbewuchs auch viel mannigfaltiger. An den Südhängen sehenswert sind vor allem im Herbst die Buchenwälder, etwas weiter oben Birkenhaine und ganz oben junge Fichten. Insgesamt wirkt der östliche Teil des Erzgebirges aufgrund der Aufforstung in den 80-er und 90-er Jahren des 20. Jahrhunderts jünger und frischer als der westliche. Aufgrund der Auflösung der Gemeinden Preßnitz (Přísečnice) und Fleyh (Fláje) entstanden hier große Wasserflächen, die sich sehr beeindruckend in der Landschaft ausnehmen. Die Landschaft von Gebirgswiesen gipfelt in der Gegend um Moldau (Moldava) und Voitsdorf (Fojtovice). Der Herbst dauert hier bis tief in den Dezember hinein, wenn die jungen Lärchen ihre Nadeln auf den Schnee werfen. Das östliche Erzgebirge ist, was die Farben betrifft, eine der buntesten Regionen der Tschechischen Republik.
Ein Gebirge wie aus dem Bilderbuch
Vergessen wir nicht die sächsische Seite, die viel stärker besiedelt ist, die aber auch nicht so hoch liegt. Dadurch können es die dortigen Einwohner genießen, in einer schönen Natur und gleichzeitig in erträglichen klimatischen Bedingungen zu leben. Die sächsische Seite des Gebirges ist eine Landschaft wie aus einem Märchen. Im Rahmen der Personifizierung könnte man sie mit einem Großmütterchen vergleichen, das sich an einiges erinnern kann und auf ihre Enkel aufpasst. Vielleicht fragen Sie sich, wo die Eltern sind? Ja, die fehlen. Der Staat, der sich um seine Töchter hätte kümmern sollen, hat sie verlassen und sich selbst an ihrer Verelendung beteiligt.